Manchmal glaub ich's echt nicht.
Ich meine, wenn sich meine Freundinnen bei mir ausheulen, dann finde ich das normal. Mache ich ja auch bei denen.
Dann wird schon mal stundenlang über misslungene Beziehungs-Versuche diskutiert, im Kreis geredet, geheult, gelacht, im Selbstmitleid gesuhlt, weil wir dann doch den Richtigen nicht finden, geklagt, gelästert.
Aber wenn das meine Ex-Freunde auch wollen, dann finde ich das mehr als merkwürdig. OK, ich unterhalte zu den meisten meiner Ex-Partner ein relativ gutes Verhältnis. Immerhin waren wir ja mal verliebt und haben Freud und Leid geteilt. Ich denke, das verbindet dann schon irgendwie.
Komisch wird es dann, wenn meine Ex-Partner mit Liebeskummer zu mir kommen. Das finde ich dann schon mehr als merkwürdig. Gibt es sonst keine offenen Ohren?
Liebeskummer-Gespräche mit meinen Freundinnen sind gut. Wir unterstützen uns gegenseitig. Wenn meine Freundin mit Herzschmerz anruft, dann helfe ich ihr gerne. Ich weiss nämlich genau, dass sie auch Zeit und ein offenes Ohr für mich hat, wenn ich sie anrufe, um ihr mein Herz auszuschütten.
Ruft aber einer meiner Ex-Lover an, dann weiss ich, dass das Ganze nur einseitig verlaufen wird. Er will jammern und heulen, weil er das bei seinen Kumpels nicht kann. Die würden ihn auslachen. Aber die Ex, die ist gut genug dafür. Die ist so lieb, die hört zu, die tröstet, die hat Mitleid. Ist dann das Schlimmste überstanden, hör ich erstmal nichts mehr von ihm. Ich weiss doch, wie's läuft. Männer sind doch alle so.
Leider bin ich dann auch immer zu nett, um zu sagen, dass er besser zu 'ner Parkuhr gehen soll. Hach, ja. Heute Abend kann ich mir wieder was anhören. Der Ärmste (siehe "Amour Fou") hatte was Neues gefunden, die ihm dann aber fremdgegangen ist. Und er hat eben angefragt, ob er mich anrufen darf. Was soll ich denn sagen? Ich weiss, dass er relativ wenige Leute hat, die ihm zuhören, da kann ich ihm doch nicht sagen, dass mich das alles nicht interessiert! Und er ist doch noch so jung! Aber andererseits müsste er auch mittlerweile alt genug sein, zu wissen, dass Liebeskummer zum Leben dazugehört und in seltesten Fällen tödlich ist. Ich habe genug davon gehabt in meinem Leben, den letzten erst vor ein paar Wochen (ist hier auch nachzulesen). Aber wie immer habe ich überlebt.
Das Schlimme ist ja, dass ich genau weiss, woran es bei ihm scheitert, und dass es immer wieder an genau diesem Punkt scheitern wird, wenn er sich nicht ändert. Aber er ist noch nicht so weit, das zu verstehen. Er muss noch viel lernen, aber ich befürchte, dass er das auch nicht verstehen wird.
Es ist zum graue-Haare-kriegen. Ich weiss, dass er heute Abend wieder völlig verzweifelt am Telefon heulen wird, ich ihn aber nicht trösten kann, weil er meint, dass diese Dinge immer nur ihm passieren. Und dass alle was gegen ihn haben. Dass es mir nicht besser geht als ihm übersieht er gerne, hört nicht zu und ist völlig auf sein Selbstmitleid konzentriert. Tja, und ich werde wieder total verständnisvoll sein, ihm sagen, dass das eh bloß eine dumme Kuh war, die ihn nicht wert ist, und dass er ganz bestimmt darüber hinwegkommen wird. Außerdem gibt es bestimmt eine Frau, die ihn so lieben wird wie er ist, und die ihn auch verdient hat. Toller Rat, ich weiß. Und vor allem toll daran ist, dass er von einer einundreissigjährigen kommt, die es immer noch nicht auf die Reihe gekriegt hat, mal 'nen Kerl zu finden, der nicht bei Liebeskummer anruft und ihr die Ohren vollheult.
*SEUFZ*
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